Freitag, 3. April 2015

Hilfe, ich bin ein Versager.


Heute gibt es mal einen etwas gehirnlastigeren Post. Es wird nicht zur Gewohnheit werden, versprochen ;) Aber es ist eine Sache die mir sehr am Herzen liegt und auch bei Leuten in meinem direkten Umfeld habe ich bemerkt, dass die Sache sie schwer beschäftigt.

Und als ich vor ungefähr drei Wochen ein Video von Lily Pebbles dazu gesehen habe, ist mir erst richtig klar geworden, dass ich damit nicht allein da stehe. Zu ihrem Video kommt ihr hier.

Im Grunde geht es darum, dass die meisten von uns - wenn wir ehrlich sind - in der Schule oder im Studium eher durchschnittlich gut sind. Auch ich bin so ein Fall von grenzenloser Durchschnittsbegabung und habe mich für sehr lange Zeit gefühlt wie ein Versager, und als hätte ich keine Existenzberechtigung. Okay, letzteres ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber ich hoffe ihr versteht, was ich damit sagen will.

Und es macht mich einfach glücklich wie Lily Pebbles noch einmal betont, dass wir eben keine Versager sind. Und ganz ehrlich, wen kümmert es wenn man nach 12 Jahren Schule noch die Finger zum Rechnen benutzt? Oder wenn man immer noch keine Ahnung hat, was ein Rhododendron ist oder wie man ihn buchstabiert? Ganz zu schweigen von gruseligen Funktionen und unnötigen Vektoren. Es ist wichtig, sich damit auseinander zu setzen, seines Schulabschlusses wegen, aber danach gilt: Let it go. The frustration didn't bother me anyway.

Klar sind schlechte Noten frustrierend. Aber wenn man weiß, dass man sein Bestes gegeben hat, ist doch alles gut, finde ich. Für mein Mathe-Abi habe ich gelernt wie eine Wahnsinnige und habe trotzdem nur 2 Punkte geschafft. Mein Abischnitt war trotzdem okay und mittlerweile kann ich nur noch darüber lachen.

Wenn es um die Berufswahl geht, wird man in der Oberstufe förmlich erstickt von Begabungs-Herausfindungs-Tests, wie auch immer man das korrekt nennen mag. :D Und meiner Meinung nach hilft so etwas nur, wenn es Schulfächer gibt, in denen man besonders gut ist. Wer gut in Physik ist, dem wird ein Maschinenbau-Studium vorgeschlagen und wer gut in Kunst ist, dem werden schonmal die wichtigsten Anlaufstellen für Obdachlose vorgeschlagen. Oder so.
Ich habe so unglaublich viele von diesen Tests gemacht und von einem Studium der Raumfahrttechnik über Metzger bis hin zur Fußpflegerin wurde mir alles vorgeschlagen. Wirklich Lust hatte ich auf keinen der Berufe.

Dann wurde mir von meiner Tante vorgeschlagen, ich sollte doch mal überlegen, was ich im Leben erreichen möchte. Meine damalige Antwort: fett Karriere machen, viel arbeiten, viel Geld verdienen. Zur selben Zeit habe ich ein Praktikum in einer Unternehmensberatung gemacht und dort wären meine drei Wünsche erfüllt worden. Theoretisch. Stünde davor nicht ein BWL-Studium mit einer Übelkeit erregend guten Abschlussnote. Und angesichts meines zuvor erwähnten Desasters von Mathe-Abi musste ich mir eingestehen, dass die Chance gleich null war, dass ich das hinbekommen würde.

Lektion 1: Verarsch dich nicht selbst.

Nach dem Praktikum in der Unternehmensberatung habe ich ein Praktikum bei einem Radiosender gemacht. Dort hatte ich eine 50-Stunden-Woche und wurde nicht bezahlt. Nicht ansatzweise. Keinen müden Cent. Nichtmal die Fahrtkosten bekam ich erstattet. Aber ich durfte absolut selbstständig arbeiten und habe es geliebt wie nichts, das ich vorher gemacht hatte.
Deswegen habe ich mich dann dafür entschieden Anglistik mit Nebenfach Medienwissenschaft zu studieren.

Lektion 2: Probiere so viel aus wie möglich.

Flashback: In der fünften Klasse bin ich das erste Mal zu einem Schülerzeitungs-Treffen gegangen und weil ich daran wahnsinnig Spaß hatte, habe ich es mit Begeisterung bis zur 12. Klasse weiter gemacht. Und im Laufe der Jahre wurde mir klar, dass der Journalismus und vor allem das Schreiben meine Berufung ist.

Nach meinem zweiten Semester an der Uni habe ich es geschafft, einen Praktikumsplatz bei einer großen, wichtigen, einflussreichen Medienanstalt zu ergattern, vielleicht sogar DER Medienanstalt in Bayern. Ich habe mich auf dieses Praktikum gefreut wie ein Schnitzel, in der Hoffnung, endlich mein volles Potenzial ausschöpfen und meine Grenzen erfahren zu können.
Meine Grenzen habe ich dann auch erfahren und zwar meine fremdinduzierten Grenzen. Ich durfte nichts machen in diesem Praktikum. Nicht mal Kaffee kochen. Es war der Flop meines Lebens und ich werde heute noch wütend, dass ich mit sowas meine Semesterferien verschwendet habe. Nichtsdestotrotz habe ich so die hässliche Seite des Journalismus kennengelernt bevor ich meine Ausbildung abgeschlossen habe und an diesen Beruf gebunden bin.

Lektion 3: Lass dich nicht aus dem Konzept bringen.

Nach vielen Jahren der beruhigenden Gewissheit, meinen Traumberuf gefunden zu haben, stand ich plötzlich völlig ohne Berufswunsch da. Und dann habe ich Panik bekommen. Ich war erst verzweifelt und dann monatelang unglaublich nahe dran, mein Studium zu schmeißen.

Und nach und nach wurde mir klar: nur weil man keinen Einser-Schnitt hat, ist man noch lange kein menschlicher Müll.
In einer langen Phase der Verdrängung habe ich meinen Blog reanimiert und einfach mal drauf los geschrieben. Und die Begeisterung für das Schreiben war immer noch da, passte aber nicht ganz zu meinem Hass auf den Journalismus.

Und irgendwann hat es dann Klick gemacht bei mir:

Lektion 4: Finde heraus was dir Spaß macht. Jedes einzelne kleine Stück.

Sei es Haare färben, sei es deiner Oma vor zu lesen oder Bilderrahmen mit Makkaronis zu bekleben.
Begabung zeigt sich nicht durch Schulnoten.
Wer etwas mit Begeisterung tut, der wird es nicht satt haben, diese Sache zu tun und Übung macht nun mal den Meister.
Viel wichtiger ist aber: es gibt so unglaublich viele verschiedene Berufe bzw. Wege, Geld zu verdienen, dass auch für dich und mich etwas dabei ist.
Schreib dir eine Liste, mit Dingen die dir Spaß machen und in denen du gut bist und lies sie dir jeden Tag durch. Erstens macht das glücklich und zweitens wirst du eines Tages einen Geistesblitz haben, welcher Beruf darauf zutrifft.

Mein Geistesblitz war der Beruf des Werbetexters. Ich habe Spaß am Bloggen, ich liebe es zu schreiben und mir wurde oft gesagt, ich hätte ein gutes Gespür dafür, welchen Content die Zielgruppe sehen möchte. Mein erstes Praktikum in einer Werbeagentur ist bereits in Planung und ich bin gespannter als der Stoff der Hosen an Kim Kardashians Hintern.


Und von allen, die diesen Monsterpost bewältigt haben, wünsche ich mir etwas: Schreibt die Sache in die Kommentare, die ihr am besten könnt und an der ihr am meisten Spaß habt :)

3 Kommentare:

  1. Meine liebsten Hobbies: Schlafen, Katzen streicheln und Essen bestellen. Also doch die Katzenpension, ich habe es immer geahnt :D
    Ich wurde einfach in der Schule so oft ungerecht behandelt und hatte so viele blöde Lehrer, dass ich schon ganz früh beschlossen habe: Ich mach das später besser! Und wenn ich mich dann später zur Königin von Deutschland hochgearbeitet habe, sollt ihr alle mal sehen! :D

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  2. Jeder von uns hat eine eigene Fähigkeit, aber es hängt von uns ab, ob wir diese Art von Fähigkeit nutzen. Wenn Sie also Druck und Misserfolg spüren, verlieren Sie nicht die Hoffnung.

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  3. Guten Tag!
    Ihre Artikel interessieren mich. Danke, dass Sie sie mit uns teilen. Ich hoffe, bald mehr aktualisierte Artikel von Ihnen zu lesen. Alles Gute und viel Erfolg für Sie!

    Mit freundlichen Grüßen,
    Simon Brocher

    https://hypnoseinstitut.de/hypnose-koeln/

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